Kathrins Erlebnisbericht zur Hestafólk IslandPFERDEreise 20.-23. April
Julia hat ja schon einiges berichtet und so werde ich versuchen, das ganze noch aus meiner Sicht zu berichten: Wir haben ja wirklich einiges erlebt in diesen paar Tagen.
In unserem Fall hatten Höski und ich ja schon eine Anreise hinter uns, die mehr als aufregend war und noch sicher so einige Male erzählt wird:
Ich kam Mittwoch Abend in Keflavik an und Höski bot mir netterweise an, mich mit dem Auto mit in den Norden mitzunehmen. Wir sind also mit unserem Toyota Aygo (mit Spike Reifen!) erstmal fröhlich los, noch nicht bewusst, welche Naturgewalten und Hürden uns noch erwarten – was manchmal ja ganz gut ist. Wir fuhren also in Richtung Hochland und das Wetter wurde immer schlechter und schlechter...Wind, Schnee, Hagel, Islands Natur zeigte uns so richtig, wer hier der Chef ist...So standen wir inmitten von LKWs und SUVs – ein LKW war umgekippt – und warteten geduldig auf Weiterfahrt. Zwischendurch versorgte uns Höskis Schwester Sigga immer wieder mit Verkehrsnews, die hatte ihren Heidenspass mit uns, Feuerwehr und Polizei waren im Dauereinsatz und als wir dann endlich weiterfahren durften, sahen wir links und rechts die Autos im Graben liegen (ca. 40 Autos kamen von der Straße ab). Als wir unten ankamen, war die Straße dann auch schon gesperrt – und ich dachte nur so bei mir, da waren die Götter wirklich auf unserer Seite. Aber – wie sich herausstellte, war das nur die erste Hürde – neuerlich mussten wir ins Hochland, ich war noch voller Optimismus, dass das sicher ein Klacks würde, das Schlimmste hätten wir schließlich schon hinter uns – doch wieder hatten die Götter eine Prüfung bereitgestellt. Ein Reisebus kam von der Straße ab und wir standen um ca. 11.30 abends in erster Reihe und schauten den Helfern dabei zu, wie sie versuchten, bei gefühlten 300km/h Wind, diesen aus dem Graben zu ziehen – leider ließen die Wetterbedingungen ein gutes Foto nicht zu – die Stimmung konnte ich aber sicher einfangen – abwechselnd riefen Sigga, Biggi und Höskis Mutter an und amüsierten sich mit uns.
Nun hatte diese Reise schon mal einen fulminanten Beginn – gab es da überhaupt noch Möglichkeit zur Steigerung? Aber ja, natürlich gab es die...
Ich hatte sehr kurzfristig beschlossen, mich der Reise anzuschliessen und im Hinterkopf ein bestimmtes Pferd, das ich unbedingt sehen wollte und von dem mir Höski schon in Österreich erzählt hatte – nun wusste ich, dass ich eigentlich noch nicht so weit war und war daher zuerst noch zögerlich mitzufliegen...eine ganz liebe Reiterkollegin hat in einem anderen Zusammenhang einen Satz gesagt, der bei mir hängen blieb „manchmal muss man sich einfach ein Herz fassen“ – also habe ich eine Woche vor Abreise alles gebucht und bin mit. Und hier kommen nun wieder die schon erwähnten Götter ins Spiel – gleich nach dem Frühstück bin ich sofort in den Stall. Höski hatte ihn als ganz besonderes Pferd beschrieben mit einem ganz klaren und einzigartigen Charakter. Ich hatte ja – auch von Selbstzweifeln geplagt – fast irgendwie gehofft, dass sich das nicht so herausstellt. Aber ich denke meine Zeilen deuten schon darauf hin – er war es einfach – er hat mich sofort freudig begrüßt, angeknabbert und abgeschmust – freundliche, offene Augen, ohne Scheu, taufrisch (so hat ihn Höski beschrieben und ich finde das eigentlich viel schöner als „unverbraucht“)...
Und der Name: Óðinn
Also - mein Herz hatte ich schon verschenkt, jetzt mussten noch Körper und Geist folgen. Als ich ihn dann am nächsten Tag draußen geritten bin, war ich natürlich unfassbar nervös – er ist ja auch noch sehr jung, sechs Jahre – aber schon im Stall war Óðinn einfach so entspannt (klar auch ein bisschen nervoes, hat man ihm schon angesehen) und hat sich von der Stutenaufruhr um ihn herum nicht beeindrucken lassen. Und so hatte er wieder einen Punkt auf meiner Checklist mit Bravour bestanden... Und zack, gings auch schon los und ich habe da vollkommen auf Hoeski vertraut, dass das schon klappen wird. Am Anfang natuerlich noch mit angezogenener Handbremse, wir haben ein bisschen geratscht (hilft auch bei Nervositaet, Hoeski weiss schon, wie man mich gut ablenken kann ☺) und Óðinn ist einfach los, tackatackatackatacka und vor uns die gerade Strasse in die Unendlichkeit und die verschneiten Berge – und ganz kurz habe ich dann mal meine Gedanken vergessen...
Aber klar, gezweifelt habe ich schon noch an mir, denn abgesehen davon das Óðinn das allerliebste Pferd, ist er auch ein richtig gutes und Biggi es natürlich, was sehr für ihn als Pferdemensch spricht, auch sehr wichtig, dass er in gute Hände kommt. Wir sind abends erstmal zu einer Vorführung, ein bisschen Ablenkung und schöne Pferde anschauen – aber mein Kopf hat natürlich weitergerattert...
Und an dieser Stelle muss ich auch Höski nochmal ein großes Lob aussprechen: Er besitzt genau das richtige Maß an Einfühlungsvermögen und die Professionalität – Eigenschaften, die so unersetzlich sind, wenn man eine so weitreichende Lebensentscheidung trifft. Ich habe da vollends auf ihn vertraut.
Wir haben geraucht und uns unterhalten und Höski meinte, dass er wirklich ein ganz besonderes Pferd sei, an dem es eigentlich wirklich nichts auszusetzen gebe und es stimmt einfach. Ich bin ihn am nächsten Tag nochmal geritten und an den Fotos unten kann man gut sehen, dass wir unseren Spaß hatten – und auf einem der Fotos habe ich dann in meinen Augen wieder den alten Glanz und die Selbstverständlichkeit entdeckt, die ich zuvor innerlich schon fast abgeschrieben habe.
Aber, was soll ich sagen: es wäre nicht ich, wenn nicht noch ein bisschen Aufregung und Drama dabei gewesen wäre. Mein Flug ging Sonntag spätnachmittags und wir waren zuvor noch bei den Jungen auf der Weide – Höski und Biggi waren in ihrem Element wie man sieht und als wir zurückkamen, hat uns Herdis natürlich wieder fürstlich versorgt – und dann wusste ich einfach, jetzt oder nie und habe mich für ihn entschieden.
Nur, die Zeit war ja sowieso schon etwas knapp und wir mussten doch noch die ein oder andere Formalität klären – wir haben es auf das Wesentliche beschränkt und Höski und ich sind zum Flughafen gerast und der nette Herr am Check-in hat mich schon mit Namen begrüßt – eine haben wir dann aber doch noch draussen geraucht und fast mich Air Iceland in Akureyri gelassen – ich bin als allerletzte in den Flieger gestolpert – aber ich war glücklich und froh, denn ich hatte das allerbeste Pferd von allen „im Gepäck“ – als ich dann wieder zuhause mit meinem Vater telefonierte, der den Braten schon gerochen hatte, meinte er, ob ich schon ein Pferd eingepackt hätte und sang mir in Anlehnung an ein Lied, das meine Mutter mir immer vorsang, wenn er auf Reisen war, vor„was wird die Kathi bringen, was wird die Kathi bringen, ein Pferdilein, ein Pferdilein...“
Nun könnte ich ja noch viel mehr schreiben, weil wir einfach soviel erlebt haben in diesen paar Tagen – ich werde sicher noch meinen Enkelkindern davon erzählen. Und wer sich überlegt, auf eine Hestafolk Reise mitzufahren – Herdis und Biggi sind einfach toll und haben uns warmherzig in ihrem Haus aufgenommen, Herdis hat uns fantastisch bekocht. Und wer Höski kennt, braucht sowieso nicht lange zu zögern und einfach drauf vertrauen und wer ihn nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen – es gab wirklich nichts auszusetzen, vielen Dank! Wir sind mit einem vollen Gepäck an Pferden, Erfahrungen und neuen Freunden heimgekehrt."
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